
Hochsensible Persönlichkeit neueste Forschung
Neue Definition für Hochsenibile Persönlichkeit zu formulieren ist dringend erforderlich. Aufruf von Elaine Aron, der in jedem HSP Blog als Erstes erwähnt werden sollte und auf die Fahne einer jeden HSP gehört.
Ich bin eine hochsensible Persönlichkeit und bin wie alle anderen HSPs damit geboren worden. Seit Jahrzehnten lebe ich schon ganz bewusst mit diesem besonderen Persönlichkeitsprofil. Meine Hochsensibilität würde ich bei schätzungsweise 95 % ansiedeln.
Elaine Aron
Anfang der 90er Jahre entdeckte erstmals die amerikanische Psychologin Elaine Aron, dass es eine Personengruppe gibt, die über eine außergewöhnlich hohe Sensibilität verfügt, weitaus höher ausgebildet als das Sensibilitätsempfinden der restlichen Bevölkerung. Sie nannte diese Gruppe Highly sensitiv Person (HSP), oder auf Deutsch hochsensible Persönlichkeit (dto. HSP).
Zu Beginn wurden ihre Studien angezweifelt und medizinisch-psychologische Kritiker tun es heute noch. Wenn wir davon ausgehen, dass es sich dabei oft um Personen handelt, die weniger sensibel sind, wird es verständlich. Denn diese sind häufig nicht in der Lage, die hoch angelegte Sensibilitätswelt nachzuempfinden, weil ihre Kapazitäten dafür nicht ausreichen.
Trotz aller Kritik haben sich Begriffe wie Hochsensibilität oder Hochsensitivität mittlerweile durchgesetzt und manifestiert.
Gelegentlich wird der Ausdruck Hypersensibilität verwendet und dieser ist schlichtweg unangemessen. Hyper bedeutet »übermäßig« oder »übertrieben« und wird abwertend assoziiert und sollte unbedingt vermieden werden.
Elaine Arons Studien führten dazu, dass die betroffenen Personen sich damit identifizieren konnten und für ihr »Anderssein« einen Namen hatten. Sie wurden sich ihrer Hochsensibilität bewusst und betreiben nun ihrerseits Websites, sodass Menschen mit besonderen Merkmalen sich als hochsensibel erkennen können.
In den öffentlichen wissenschaftlichen Medien, auch auf privaten Blogs herrscht jedoch immer noch eine große Unkenntnis, was denn genau diese Personengruppe ausmacht. Nicht selten wird immer noch eine psychische Deformation vermutet. Die dann als Fehlinterpretation immer weiter und weiter verbreitet wird.
In den meisten Veröffentlichungen werden die negativen Merkmale immer zuerst aufgelistet, oder sie werden wahllos miteinander vermischt, sodass man das eine vom anderen kaum noch unterscheiden kann. Einige positive Aspekte werden obendrein noch durch negative Attribute zunichtegemacht. Die positive Kerninformation was Hochsensibilität tatsächlich bedeutet findet man meist nur am Ende der Liste und wird in der Regel nur spärlich dokumentiert.
Für HSPs, die sich gerade erst selbst entdecken und die sich mit ihrer Persönlichkeit sowieso schon als negativ wahrnehmen, ist das nicht hilfreich. Es verunsichert noch mehr, und kann dazu führen, dass sie sich lieber verbiegen und verstecken, um in der Mainstream-Gesellschaft nicht unangenehm aufzufallen oder als bemitleidenswert angesehen zu werden. (Die positive Kerninformation findet ihr am Ende des Beitrags.)
Hochsensibel Persönlichkeitsmerkmale Auflistung nötig
Eine Auflistung der Merkmale von Hochsensibilität ist erforderlich, damit eine ungefähre Einschätzung der Persönlichkeit erfolgen kann. Unbedingt sollte aber vor der Auflistung angemerkt werden, dass diese Merkmale vorhanden sein können, aber nicht auf jede HSP zutreffen müssen. Die Listen der verschiedenen Websites reichen von 20 bis 90 möglichen Anzeichen. Die Merkmale sind positiv so wie auch negativ, genau wie bei jedem anderen Menschen auch.
Da nicht alle Merkmale zutreffen können, oder auch Merkmale vorhanden sind, die nicht in der Liste stehen, kann jeder Test, der durchlaufen wird, nur ungenaue Ergebnisse liefern. Ein Test oder Listenabgleich kann nur eine ungefähre Einschätzung geben. Sich an Zahlen festzuhalten, dass man soundsoviel Punkte erreichen muss, um als HSP zu gelten, ist keinesfalls förderlich. Die hochsensible Persönlichkeit ist in ihrer Ganzheit sehr komplex und individuell sehr verschieden. Und das ist gut so.
Viele der unangenehmen Begleiterscheinungen können im Laufe der Zeit angepasst werden, da HSPs dazu die besten Voraussetzungen mitbringen. Es liegt an jedem Einzelnen, ob er unter sich selbst leiden will oder eine Änderung auf die Sicht der eigenen Hochsensibilität vornimmt.
Positive Persönlichkeitsmerkmale in den Vordergrund
Wie schon erwähnt werden Im Allgemeinen die Schwächen einer HSP überdurchschnittlich dargestellt und das geschieht weltweit.
Elaine Aron hatte in 2017 mehr oder weniger aufgehört, ihren Blog weiterzubetreiben. Aber der Umstand, dass die Sichtweise auf hochsensible Menschen sich so negativ entwickelt hat, bewog sie nun ihn wieder aufzunehmen.
In ihrem Beitrag ihres Blogs vom 27. April 2024 weist sie ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei HSP-Merkmalen nicht um einen Schwächenkatalog handelt.
Die Überschrift lautet daher:
»Die Forschung bringt es auf den Punkt: Bei Hochsensibilität geht es um die Tiefe der Verarbeitung.«
Kerninformation Hochsensibilität hervorheben
Diese gravierende Kerninformation beinhaltet, dass HSPs die Fähigkeit besitzen, Information tiefer zu verarbeiten, als andere Individuen. Hochsensible sind durch ihr hohes Input in der Lage Chancen und Bedrohungen zu erkennen, die andere Menschen übersehen.
Elaine Aron schreibt in ihrem Beitrag über die unterschiedlichen Wahrnehmungen der HSP gegenüber weniger sensiblen Personen (Zitat):
»Unterschiedliche Empfänglichkeit ist das natürliche Ergebnis tiefer Verarbeitung
Unterschiedliche Empfänglichkeit bezieht sich auf die Tatsache, dass sensible Personen alles in ihrer Umgebung so tiefgreifend verarbeiten, dass sie zwangsläufig stärker sowohl vom Guten als auch vom Schlechten in ihrer Umgebung beeinflusst werden. Sie sind nicht schwach – sie sind empfänglich. Offen. Wenn hochsensible Menschen (HSPs) nur vom Negativen betroffen wären, würden wir sagen, sie seien verletzlich. Aber die richtige Wortwahl ist »empfänglich«, offen für Einfluss. Im Gegensatz dazu sind diejenigen, die »resilient« sind, in dem Sinne, dass sie von schlechten Situationen nicht betroffen sind, auch weniger von guten betroffen. Sie sind weniger offen für Einfluss, für Veränderung.«
Im Weiteren macht Elaine Aron klar, dass die natürliche Fähigkeit der HSPs Informationen tief greifend zu verarbeiten ein herausragender Vorteil ist, der unbedingt dargestellt und bewusst gemacht werden muss. Es ist eine natürliche Ressource, die allen HSPs zur Verfügung steht. Die tief greifenden Gedankenprozesse sind sehr hilfreich, wenn es darum geht auch schwere Probleme, besser, leichter und nachhaltiger zu verarbeiten. Und das alles wird mit sprichwörtlicher Gewissenhaftigkeit und Gründlichkeit erledigt.
Vielen weniger sensiblen Menschen, die ungern in die Tiefe ihrer Psyche gehen, fällt es schwerer, beispielsweise verschüttete Traumata überhaupt zu erreichen, um sie verarbeiten zu können. Häufig bleibt dann die Problembewältigung in der Oberfläche stecken.
Eine weitere Anmerkung (Zitat) von Elaine Aron:
»Unterschiedliche Anfälligkeit wird normalerweise im Zusammenhang mit Kindern und den Auswirkungen unterschiedlicher Kindheiten auf Erwachsene diskutiert – HSPs schneiden bei verschiedenen Messungen besser ab als andere, wenn sie eine gute Kindheit hatten, aber schlechter als andere, wenn sie eine schlechte Kindheit hatten.«
Viele Jugendliche sind mehr und mehr von Depressionen betroffen, in etwa so ab dem 12. Lebensjahr. Laut Elaine Aron hat eine britische Studie für 11-jährige ein Programm entwickelt, welches eine spätere Depression verhindern sollte. Es zeigte sich, dass sie erfolgreich verhindert werden konnte, wenn die Kinder im oberen Drittel der HSP Scala lagen. Hochsensible Kinder waren augenscheinlich in der Lage die Informationen aus dem Studienprogramm gründlicher und in die Tiefe gehend zu verarbeiten. Diese Ergebnisse zeigten sich auch in anderen Ländern und mit anderen Problemstellungen, z. B. im Umgang mit Mobbing.
DNA Messung Hochsensibilität
Neue Methoden in der Forschung führen zu noch klareren Ergebnissen. Elaine Aron weist auf eine weitere Studie hin:
»Genetische Sensibilität sagt langfristige psychologische Vorteile eines Beziehungsbildungsprogramms für verheiratete Paare voraus«.
Hierfür wurde erstmals die HSP-Skala nicht zugrunde gelegt, um HSPs zu identifizieren, sondern stattdessen wurden zwei genetische Indikatoren verwendet. (Wer die genauen Studienabläufe und ihre Quellen lesen will, findet sie im Blog von Elaine Aron.)
Die Studienteilnehmer durchliefen ein Programm zur Verbesserung der Kommunikation in festen Beziehungen. Es zeigte sich, dass HSPs im Laufe der Jahre eine stärkere Verbesserung ihrer Kommunikation erreichten, als diejenigen die nicht hochsensibel waren. Außerdem wiesen die Studien darauf hin, dass HSP Paare das Programm noch Jahre später verarbeiteten und daraus lernten. (Einige Paare wurden 16 Jahre beobachtet.)
Elaine Aron bezeichnet es als großen Fortschritt, mit einer genomweiten Messung die Hochsensibilität zu identifizieren, anstatt einfach nur Selbstauskunftsfragebögen zu verwenden. Dieser Ansatz ist noch nicht zu Ende geforscht. Aber es bringt den HSPs mehr Gewichtigkeit und verhindert, dass sie weiterhin als überzogene, bedauernswerte Charaktere angesehen werden.
Hochsensibel und starkes Selbstwert-Bewusstsein
Es wird Zeit für alle HSPs, sich zunächst offen, ehrlich und selbstbewusst dazu zu bekennen, und sich selbst mit mehr Ernsthaftigkeit begegnen. Auch wenn wir mit Unannehmlichkeiten zu kämpfen haben. Denn was die neuen Ausführungen von Elaine Aron aufzeigen ist, wenn jemand mit den Problemen dieser Welt fertig werden kann, dann ist es der Personenkreis der Hochsensiblen.
Weniger sensible Menschen könnten von den Vorteilen der HSPs hervorragend profitieren, vorausgesetzt, alle bis jetzt »aufgewachten« HSPs tragen dazu bei, sich selbst ernst zu nehmen, ihre unangenehmen Seiten zu überarbeiten und in Positivität umzuwandeln. Z. B., mithilfe von Meditation und Affirmation ist es möglich, sich ausgleichend auszubalancieren. Bei erlittenen Traumata oder schwieriger Kindheit hilft eine angemessene Psychotherapie, um einen leichteren Umgang damit zu erlernen. Durch die Gewohnheit sich in tief greifenden Gedankenmustern zu bewegen, haben HSPs eine schnelle Auffassungsgabe. Wie Elaine auch anmerkt, reicht es oft schon, das richtige Buch zu lesen, im Internet die notwendigen Informationen herauszufiltern oder an einem Seminar teilzunehmen.
Wir alle sollten gemeinsam dafür sorgen, den mangelhaften Ruf mit seinem krankhaften Beigeschmack in der Öffentlichkeit zu korrigieren.
Zum Abschluss zitiere ich ein beeindruckendes Statement von Elaine Aron, das ich jeder HSP ans Herz legen möchte und hoffentlich bald in jedem HSP Blog als Erstes zu lesen sein wird:
»Die Tiefe der Verarbeitung in der Forschung erkennen.
Hochsensibel zu sein ist keine Schwäche. Es geht nicht nur darum, leicht von der Umgebung oder den eigenen Emotionen überwältigt zu werden. Ja, wir werden stärker von unserer Umgebung beeinflusst, aber wir können lernen, damit umzugehen. Ja, wir haben stärkere emotionale Reaktionen. Das müssen wir, denn das macht uns aufmerksamer für neue Informationen. (Und eine Situation intensiver zu verarbeiten kann natürlich auch zu stärkeren emotionalen Reaktionen führen.) Aber wir können lernen, mit unseren Emotionen umzugehen. Die gute Nachricht ist, dass Interventionen bei HSPs so gut funktionieren. Schon das Lesen des richtigen Buches oder Artikels oder die Teilnahme an einem hilfreichen Kurs kann diese Nachteile beheben. Ja, eine schmerzhafte Kindheit kann erfordern, dass wir einige Zeit in Psychotherapie verbringen, um alles in Ordnung zu bringen. Aber wir werden von der Therapie mehr profitieren als andere. Wir können die Probleme beheben.
Der wichtige Punkt ist, dass wir diese tiefe Verarbeitung von allem entdecken, wenn wir über die Probleme hinwegsehen, wenn wir „unter die Haube“ schauen und die subtile innere Wirkung unserer speziellen Gene betrachten. Das bedeutet, dass HSPs eine tiefe Empfänglichkeit für das haben, was nützlich ist – und die Fähigkeit, genau hinzuschauen und zu wissen, wann etwas wirklich nützlich ist. Wir können hinter den Hype blicken. Wir bemerken die Details. Wir werden es ausprobieren. Wir lernen. Weil wir hochsensibel sind, was bedeutet, dass wir alles tiefgehend verarbeiten.«
Als Langzeit erfahrene HSP kann ich das nur bestätigen und ich habe gelernt, mich selbst so wahrzunehmen. Ich bin mit einer narzisstischen Mutter aufgewachsen. Meine Eltern waren Kriegskinder, die ihre Kriegstraumata an mich übertragen haben, ich bin das, was man eine Kriegs-Enkelin nennt. Des Weiteren endete meine Scheidung in einem jahrelangen Rosenkrieg. Schlussendlich verlor ich innerhalb von zwei Jahren, vier meiner engsten Familienmitglieder. Meine Kraft, das alles gut zu verarbeiten, verdanke ich den tief greifenden Verarbeitungsmechanismen der HSPs. Ohne die Erfahrungen, die ich machen musste, wäre ich nicht die geworden, die ich jetzt bin. Nicht zuletzt, weil ich dadurch meinen Weg in die Spiritualität gefunden habe. Die Spiritualität harmoniert mit meiner Hochsensibilität in ausgewogenem Gleichklang. Ich weiß jetzt, warum ich mit dieser Begabung geboren wurde. Genau jetzt befinde ich mich in der besten Zeit meines Lebens. (Darüber mehr in einem anderen Beitrag.)
Dazu passend, eine Botschaft von Kryon im Monument Valley 29. April 2024 (www.Kryon.de)
»Es ist beinahe so, als ob sich eure Seele öffnet, und beginnt, das in die Welt zu bringen, was schon immer in die Welt gebracht werden wollte.«
And so it is.
Kryon (Wer ist Kryon- Ecoes of Spirit)
